Psychosomatik
Früher befasste sich die Psychosomatik ausschließlich mit Erkrankungen, deren Ursprung man in psychischen Problemen oder Fehlentwicklungen sah. Problematisch war dabei oft, dass in Theorie und Praxis eine Schuldzuweisung an die Erkrankten erfolgte. Wer krank ist, sei auch daran schuld oder dafür verantwortlich. Bestimmte Autoren vertreten auch heute in oft stark banalisierter Form einseitige, schuldzuweisende Sichtweisen. Sie nützen zur Vermarktung ihrer Publikationen dabei latente Schuldfantasien von Betroffenen aus.
Der wahre Kern des alten Psychosomatikbegriffs ist, dass was kränkt tatsächlich krank macht. (E. Ringel)
Alle Erkrankungen haben eine körperliche und eine psychosoziale Dimension
Eine neue Sichtweise von Psychosomatik ist, dass alle Erkrankungen und Störungen körperliche und psychosoziale Wirkungen und Ursachen haben. Seelisches Leid macht krank, andererseits
bedeutet körperliche Erkrankung auch psychosoziales Leiden,
das oft nur unzureichend behandelt wird.
Sogenannte funktionelle Störungen sind Funktionsstörungen von Organen oder Organsystemen ohne - mit üblichen Diagnoseverfahren erfassbaren - organischen Ursachen.
Hier können 'psychische' Faktoren wichtig sein. Allerdings ist eine Einteilung 'psychische Ursache' versus 'körperliche Ursache' theoretisch unzulänglich und in der Praxis nur zum Teil hilfreich.
Psyche und Soma - "Leib" und "Seele"- sind nicht voneinander zu trennen, daher geht es prinzipiell nicht um ein Entweder-Oder.
Allerdings ist es in der Praxis dennoch oft wichtig, möglichst klare diagnostische Zuordnungen zu treffen, um gezielt In der Therapie Prioritäten setzen zu können.
Weder darf vorschnell eine organische Ursache ausgeschlossen werden, noch dürfen psychische Gründe geleugnet werden.
Ein Zuwenig an Diagnostik muss ebenso vermieden werden wie ein kontraproduktives Zuviel.
Man findet Funktionsstörungen vor allem in Organsystemen, die stark unter dem Einfluss des vegetativen Nervensystems oder des Hormonsystems stehen und damit bei Stress reagieren:
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